Schweden – ein Hauch von Optimismus

29.01.2025

Schwedens Wirtschaft entwickelte sich in 2024 relativ bescheiden. So stieg das BIP nach ersten Berechnungen lediglich um 0,6 Prozent. Inzwischen sehen die meisten schwedischen Expert*innen die Entwicklung im laufenden Jahr mit mehr Zuversicht als noch vor einigen Monaten, meint Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.   

Gemäß den vorläufig veröffentlichten Zahlen der schwedischen Statistikbehörde SCB (Statistiska Centralbyrån) erreichte das schwedische Bruttoinlandsprodukt (BIP) in 2024 lediglich ein Wachstum von 0,6 Prozent im Jahresdurchschnitt und von 0,2 Prozent im vierten Quartal gegenüber dem dritten sowie von 1,1 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2023. 

„Dies ist zwar etwas besser als die entsprechenden Resultate für Deutschland, aber keineswegs berauschend.“

Dies ist zwar etwas besser als die entsprechenden Resultate für Deutschland, aber keineswegs berauschend. Nähere Details zu den Komponenten des BIP wurden in den ersten Schätzungen noch nicht bekanntgegeben. Es wurde aber erläutert, dass sich das BIP im November und Dezember etwas besser entwickelt hatte.

Auch ein Blick auf einzelne Konjunkturindikatoren jüngsten Datums – im BIP stecken auch Entwicklungen des Frühherbstes – zeugen bislang wenig von einer spürbaren Konjunkturwende. Dies gilt unter anderem für Auftragseingänge und Produktion in der Industrie sowie den Einzelhandel. 

Zuletzt etwas günstiger – aber noch lange nicht besonders vielversprechend – nehmen sich verschiedene Umfragewerte aus wie beispielsweise die Einkäuferindizes oder das Geschäftsklima für wichtige Industriesektoren und den Dienstleistungsbereich (ermittelt vom staatlichen Konjunkturinstitut). Um etwas sicherer von einem konjunkturellen Wendepunkt sprechen zu können, bedarf es allerdings noch einiger Monate mit positivem Trend. 

So denkt wohl auch Albin Kainelainen, Generaldirektor des renommierten Konjunkturinstituts, der gerade verkündete, dass die Zentralbank (Riksbanken) im besonders zinssensiblen Schweden – zumindest bei den privaten Haushalten – sogar noch größere Zinssenkungen vornehmen sollte als dies die Finanzmärkte in ihren Konjunkturprognosen für 2025 vorhersagen.

Mehr Zuversicht für die zweite Jahreshälfte

Verständlich – aber nicht unbedingt richtig – erscheint die erneut geforderte Niedrigzinspolitik gewisser Experten vor dem Hintergrund, die erhoffte Konjunkturbelebung durch den Konsum der vielen hochverschuldeten privaten Haushalte zusätzlich zu stimulieren. 

„Da helfen niedrigere Zinsen in Schweden mehr als in vielen anderen Ländern.“

Da helfen niedrigere Zinsen in Schweden mehr als in vielen anderen Ländern. Hinter dieser Strategie der Konjunkturbelebung durch den Konsum stecken höchstwahrscheinlich auch die äußerst unsicheren internationalen Wachstums- und Handelsperspektiven. 

Da kann es – zumindest theoretisch – Sinn machen, mehr auf die Binnennachfrage primär durch Konsumbelebung zu setzen. Ob eine derartige Strategie sich dann auch in praxi bewähren wird, bleibt abzuwarten. Mehr Konsum kann zuletzt auch die Inflationsrisiken erhöhen.

Derzeit beinhalten die Prognosen der schwedischen Bankökonomen ein BIP-Wachstum von zirka 2 % in 2025 und von nahezu 3 % in 2026. Dies sind aber meines Erachtens Prognosen, die gutartige Entwicklungen aller beschwerlichen internationalen Risiken in den nächsten zwei Jahren voraussetzen. Schön wäre es, wenn es so käme!

Ich wäre da allerdings etwas vorsichtiger.

 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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